Jemand musste gewiss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass der Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China unter den gegebenen Umständen unter aller Voraussicht eskalieren würde. Ich hatte Ihnen in einer Reihe von Berichten darzulegen versucht, dass sich die Chinesen allein schon aus kulturellen Gründen einem Cowboy im Weißen Haus nicht beugen würden.

Länder können sich nicht gegenseitig besteuern – es zahlen immer die eigenen Verbraucher

In meinem Interview mit Peter Schiff aus dem September letzten Jahres machte der Chef von Euro Pacific Capital Inc. aus meiner Sicht völlig zu Recht noch einmal darauf aufmerksam, dass eine Nation keine andere Nation zu besteuern in der Lage ist. Denn die Zeche aus steigenden Handelszöllen zahlen letztendlich nur die Verbraucher des eigenen Landes.

Aus diesem Grund halte ich die gestrige Reaktion Pekings, die eigenen Strafzölle auf US-Einfuhren ebenfalls noch einmal anzuheben auch nicht für die klügste. Dass ich in meinen Beobachtungen und Vermutungen nicht ganz falsch zu liegen scheine, zeigen am Sonntag getätigte Aussagen von Larry Kudlow, dem ökonomischen Top-Berater Trumps im Weißen Haus.

Kudlow widerspricht Trump und gesteht, dass USA für die Zölle blechen

Es ist gewiss nicht leicht, seinem eigenen Chef zu widersprechen, was vor allem für die große Bühne der internationalen Politik gilt. Kudlow tat dies am Sonntag trotzdem. Wie der Sender CNBC berichtet, gibt Kudlow offen zu, dass die USA für die gegen China verhängten Zölle bezahlen werden.

Nochmals: Auf eben jene Weise wurden die Dinge auch schon im Rahmen meines damaligen Interviews durch Peter Schiff gesehen und eingeschätzt. Kudlow bläst nun in dasselbe Horn, darauf hinweisend, dass die Chinesen nicht direkt für die durch die Vereinigten Staaten verhängten Sonderzolltarife bezahlen.

Diese Aussage steht in konträrem Gegensatz zu dem bereits vielleicht wahltaktischen Gefasel Trumps, laut dem die Chinesen für die gegen sie verhängten US-Sonderzölle Penny um Penny bezahlen würden. Jeder Mensch, der die Wirkungsweisen ökonomischer Prozesse auch nur annähernd versteht, hätte einem solchen Gerede Trumps von Beginn an eine Absage erteilt.

US-Unternehmenssektor in der Klemme – Gewinnmargen werden sinken

Erst kürzlich berichtete ich Ihnen, dass in der US-Wirtschaft vor der Ankündigung Trumps, die Sonderzölle auf die Einfuhr von chinesischen Produkten nochmals anzuheben, das große Zittern begann. Tun Sie sich selbst einen Gefallen, indem Sie diesen Bericht nochmals lesen, um sich darüber gewahr zu werden, wie gefährlich selbst Einzelhandelsriesen wie Walmart die aktuelle Situation einschätzen.

Denn die meisten Unternehmen in den Vereinigten Staaten hatten ihre Lager aufgrund der einsetzenden Sonderzölle nicht nur bis zum Bersten gefüllt, sondern teilten in einer jüngsten Umfrage auch mit, Preiserhöhungen nicht mehr an die eigenen Kunden weitergeben zu können. Ferner schwächt sich die heimische Nachfrage in diesem Umfeld ab.

Logische Folge wird sein, dass die Gewinnmargen im amerikanischen Unternehmenssektor teils deutlich sinken werden. Dies betrifft nicht nur Kleinunternehmen, sondern vor allem auch die Hersteller von elektronischen Komponenten, die fast schon auf Gedeih und Verderb von der Produktion in Asien und China abhängig sind.

Loss-loss-Situation – China mit größerem Schmerz; US-Vorzieheffekte laufen aus

Kommen wir zurück zu den Aussagen Larry Kudlows. Danach werden beide Seiten unter den gegenseitig verhängten Sonderzöllen leiden. Aus Sicht Chinas könnten sich die Schmerzen als noch ein wenig größer erweisen, da es aufgrund eines absehbaren Einbruchs der Exporte und Ausfuhren in die USA zu teils erheblichen BIP-Rückgängen kommen könnte.

Doch wie sieht es in den USA aus? Der Frontrunning-und Vorzieheffekt aus verstärkten Lageraufbauten in den USA aufgrund der gegen China verhängten Sonderzölle ist nun ausgelaufen, womit diese Komponente nicht mehr im selben Ausmaß zum amerikanischen BIP-Wachstum beitragen wird wie noch in 2018.

Repatriierung geringer als erhofft; Preissteigerungen drücken auf Haupttreiber Konsum

Gleichzeitig zeigen neueste Studien, dass Amerikas Unternehmen und Konzerne bei Weitem nicht so viel Kapital aus dem Ausland in die Heimat verbracht haben wie einst seitens Trumps und des Weißen Hauses erhofft. Und warum auch? Warum sollten US-Unternehmen ihrer Regierung vertrauen, wenn diese Regierung doch alles unternimmt, um US-Staatsbürger im Ausland auszuspionieren (Stichwort FATCA)?!!

Zudem sehen sich Unternehmen und Verbraucher in den USA mit teils deutlich steigenden Preisen konfrontiert, was den heimischen Konsum fortan deutlich belasten dürfte. Doch die US-Wirtschaft sieht sich zu mehr als 70 Prozent vom heimischen Konsum abhängig. Nahezu pünktlich zur Prime Time bläst nun auch Goldman Sachs in dasselbe Horn.

Goldman: US-Verbraucher zahlen alles – Preisanstieg höher als erwartet

Trotz allem bleibt Kudlow (berufs)optimistisch, dass die US-Wirtschaft die aktuelle Lage besser wird wegstecken können als China. Wirklich? CNBC berichtet ebenfalls, dass die Kosten der durch Trump erhobenen Sonderzölle in Gänze durch amerikanische Unternehmen und Verbraucher bezahlt werden müssen.

So warnt Goldman Sachs davor, dass bereits die seit vergangenem Jahr geltenden Sonderzölle gegen chinesische Produkteinfuhren in Gänze durch Amerikas Unternehmer und Verbraucher bezahlt worden seien. Und richtig so, denn anders kann es ökonomisch betrachtet überhaupt nicht sein.

Folge sei, dass die Auswirkungen auf die Entwicklung der Verbraucherpreise in den USA größer seien als ehedem angenommen, so Goldman Sachs. Erwarten Sie nicht, dass sich diese Preissteigerungen im offiziell durch die US-Regierung berechneten Verbraucherpreisindex widerspiegeln werden. Denn dem ist schon seit vielen Jahren nicht mehr so.

Trump im Kugelhagel: Wollen Chinesen gar nicht konkurrieren?

Grund hierfür, so Goldman, sei die Tatsache, dass chinesische Produzenten ihre Preise nach Einsetzen der Sonderzölle in den Vereinigten Staaten NICHT wie zuvor angenommen gesenkt haben. Es erweckt den Eindruck als ob es den Chinesen gar nicht so wichtig sei, preislich mit anderen Anbietern in den USA zu konkurrieren.

In vielen amerikanischen Wirtschaftsblogs heißt es zu den aktuellen Vorgängen zu Recht, dass das sonntägliche Twitter-Trommelfeuer Trumps letztlich einfach nur eine Wiederholung der ökonomischen Idiotie vom Freitag und Samstag gewesen sei. Entweder, so der Tenor, handele es sich im Falle Donald Trumps um einen großen Lügner oder einfach nur um einen wirtschaftlichen Idioten.

Kudlow bald auch im Personalkarussell?

Dies bewiesen allein schon Trumps Tweets. Denn hierbei handele es sich um keine neuen Wirtschaftsnachrichten, sondern einzig und allein um politische Wasserstandsmeldungen, die zudem so oft wiederholt würden, dass es in den USA schon niemand mehr hören könne. Als ranghöchster Wirtschaftsberater Trumps hat Larry Kudlow dies nun offen zugegeben. 

Mal schauen, wie lange es noch dauert, bis es im Weißen Haus wieder zu Ausmusterungen und neuen Personalrochaden kommen wird. Abschließend möchte ich Ihnen nochmals mit auf den Weg geben, dass es sich an Kurzsichtigkeit kaum überbieten lässt, die Folgen aus diesem bilateralen Handelskrieg – auch für den Rest der Welt – allein auf China zu projizieren.

Keine Eigenproduktion – Zerstörung der Lieferketten brandgefährlich, China lädt nach

Ganz so, als ob sich die Vereinigten Staaten in einer extrem vernetzten Welt von allen Ereignissen abzukoppeln in der Lage wären. Trump zerstört über Jahrzehnte aufgebaute globale Lieferketten, ohne deren Existenz es für Amerika brandgefährlich werden dürfte, da die USA ja selbst kaum noch etwas im eigenen Land produzieren.

Trump scheint dies unter Berücksichtigung seiner unter Teilen der US-Gesellschaft ausgelösten MAGA-Euphorie vergessen oder verdrängt zu haben. Warten wir ab, welche Schikanen in China vor Ort aktive amerikanische Unternehmen und Konzerne fortan zu erdulden haben werden. Die gegen GM und Boeing verhängten Milliardenzahlungen dürften erst der Anfang dieser Entwicklung gewesen sein.

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